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Als Priester im Ehrenamt in Köthen: Wilfried Büchse

Priesterweihe am 18. Februar 1995


Völlig überraschend kam es für Wilfried Büchse, als Bischof Sigisbert Kraft Mitte des vorhergehenden Jahres (1994) zu ihm sagte: "Ich möchte Sie noch vor meiner Emeritierung zum Priester weihen!"

Viele Alt-Katholiken im Ostteil unseres Bistums kannten Herrn Büchse, der seit 1977 regelmäßig an den Gottesdiensten der Gemeinde Köthen teilnahm, bei Gemeindetagen in Leipzig aktiv war und gegen Ende der DDR-Zeit zum stellv. Vorsitzenden des Gemeindeverbands gewählt worden war. Im Oktober 1989, "fünf Minuten" vor dem Fall der Mauer, wurde er in der Marktkirche in Halle vom Utrechter Erzbischof Antonius Glazemaker zum Diakon geweiht, denn noch galt für unseren Bischof in Bonn das Verbot, auf dem Boden der DDR Amtshandlungen auszuführen.

Als Diakon konnte Herr Büchse in Köthen Wortgottesdienste leiten - die Leitung von Eucharistiefeiern ist ja dem geweihten Priester vorbehalten. Da für uns aber die Eucharistiefeier der wesentliche Mittelpunkt der Gemeinde ist, mußte Pfarrer Manfred Gersch weiterhin regelmäßig aus dem vier Autostunden entfernten Großschönau nach Köthen und Halle kommen. Nun hat der Bischof die in der Gemeinde Köthen laut gewordene Anregung aufgegriffen, Herrn Büchse zum Priester zu weihen, so daß er zur teilweisen Entlastung von Pfarrer Gersch den Dienst in Köthen, Halle und Umgebung voll übernehmen kann, zumindest soweit es ihm seine sonstigen beruflichen und familiären Verpflichtungen erlauben.

Als Voraussetzung für die Priesterweihe mußte Herr Büchse, der sonst von Beruf Diplom-Physiker ist, noch das Priesterexamen unseres theologischen Fernstudium ablegen. Am 19. Januar hat er es bestanden. Das war für Herrn Büchse, der bereits vor 53 Jahren in Tetschen-Bodenbach geboren wurde, insofern nicht so schwierig, als er schon von Kindheit an - zunächst in der römisch-kath. Kirche - am kirchlichen Leben sehr rege teilgenommen hat und sich seit seiner Jugend neben seinem Hauptberuf mit theologischen Studien beschäftigte.

Zum Festgottesdienst am 18. Februar um 13 Uhr war der Gemeindesaal der ev. St.-Jakobs-Gemeinde, in dem etwa 100 Personen Platz finden, gut gefüllt. Viele waren angereist, von den Gemeinden Halle, Dresden, Blankenburg/Harz und Berlin; ferner waren neben Bischof Sigisbert und dem bisher zuständigen Pfarrer Manfred Gersch weitere Priester zugegen aus Berlin, Kassel, Münster, Bottrop und Krefeld. Unter den Mitfeiernden waren auch ev. Pfarrer aus Köthen und Umgebung.

Die Liturgie wurde wesentlich mitgestaltet von Pfarrer Paul Berbers, der zusammen mit seinem Küster die ganze Vorbereitung und Durchführung in der Hand hatte, von Priester Hubert Huppertz als Vorsänger, sowie von einer Organistin und einer Bläsergruppe aus Köthen.
Nach dem Einzug und der Begrüßung wurde der Weihekandidat vorgestellt und durch den Leiter der Prüfungskommission sowie ein Köthener Gemeindemitglied die Befürwortung der Weihe ausgesprochen. Darauf folgte in gewohnter Form der Wortgottesdienst. Nach der Predigt des Bischofs wurde mit Anrufung des Hl. Geistes der umfangreiche Weiheritus eingeleitet, welcher seinen Höhepunkt in Handauflegung durch Bischof und alle Priester sowie dem Weihegebet fand. Nachdem dann der Neugeweihte mit Meßgewand und Stola bekleidet worden war, feierte er in Konzelebration mit Bischof und den anderen Priestern sowie allen Anwesenden die hl. Eucharistie. Nach deren Abschluß hatte der Neupriester Gelegenheit zu einem persönlichen Wort. Darin sprach er seinen Dank aus zuerst an Gott, des weiteren dankte er dem Bischof und der Gemeinde für das in ihn gesetzte Vertrauen. Schließlich bedankte er sich bei allen, die bei der Vorbereitung und Gestaltung der Priesterweihe mitgewirkt hatten, nicht zuletzt auch bei seiner Ehefrau Dorothea und seiner Familie. - Im Anschluß an den Festgottesdienst war, ebenfalls im Gemeindehaus der ev. St-Jakobs-Gemeinde, für alle Anwesenden der Kaffeetisch gedeckt.

Die Priesterweihe war für die Kleinstadt Köthen (ca. 35.000 Einwohner, davon ca. 2000 evangelisch, 2000 röm.-kath., der Rest überwiegend ohne Kirchenzugehörigkeit) ein seit Menschengedenken nicht gekanntes Ereignis und fand Beachtung am darauffolgenden Montag in der Tageszeitung ein ganz seltenes Ereignis und fand Beachtung am darauffolgenden Montag in der Tageszeitung auf der Titelseite sowie mit einem ausführlichen Artikel im Lokalteil.


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